von Marcus Sonntag

Angenommen als Dissertation an der Universität Erfurt, 2010.

Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Buch besprechen soll. So ganz zufrieden bin ich nicht, noch am ehesten mit meinem YouTube Video.

Im Zentrum der Studie steht der Strafvollzug in den Lagerhaftanstalten der DDR. Die Untersuchung bringt Licht in das weitgehende Dunkel, das die Arbeitslager in der DDR auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten immer noch umgibt. Wann und warum entschied sich die Staatsführung bzw. das Gefängniswesen des ostdeutschen Staates dazu, Lager als Vollzugsanstalten einzurichten?

Das ist ein Teil des Klappentextes dieses sehr umfangreichen Werkes. In meiner ersten Vorstellung musste ich feststellen, dass sie mich ein wenig vertan hatte bei der Bestellung dieses Rezensionsexemplar. Wahrscheinlich hätte ich den Text etwas genauer lesen sollen, aber das Thema interessierte mich halt sehr. Als ich das erste mal aufschlug, dachte ich, das sieht ja aus wie eine Diplomarbeit und dann las ich halt den Text auf der ersten Seite, der hier an erster Stelle steht.

Es ist also keineswegs ein normaler Roman zum Thema, wie Peter Pragals Störenfriede, eine Aufarbeitung des West-Journalismus in der DDR, sondern eine Dissertation (Wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Doktorgrades an einer Universität) und das macht das Lesen in den meisten Fällen etwas schwierig.

Die Arbeit ist in fünf Kapitel aufgeteilt, dazu Einleitung und Danksagung:

Einleitung
I. Arbeit, Haftigkeit, Arbeitslager - Theorien und Konzepte
II. Haft Arbeit und Strafvollzug im SB Z und DDR - Rahmenbedingungen
III. Die Lagerhaftanstalten - Strukturen und Ziele
IV. Strafvollzug in den Lagerhaftanstalten
V. Nach der Haft: ein Ende der »Erziehung«?
Danksagung
Quellen- und Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis

Die Einleitung beginnt mit folgendem Passus. »Überall in Europa, ja auf der ganzen Welt, bildet die Arbeit den zentralen Vollzugsinhalt«, So brachte der renommierte deutsche Kriminologe und Strafvollzugsexperte Guenther Kaiser die Frage der Gefangenenarbeit auf den Punkt. Und Kaiser weiter: es besteht daher in vielen Ländern eine Arbeitspflicht für Gefangene - neben der Bundesrepublik zum Beispiel in Österreich, Dänemark, Frankreich und den Niederlanden. Arbeit mache einen beachtlichen Teil der Vollzugswirklichkeit aus und helfe, den Alltag zu bewältigen.

In seiner 22-seitigen Einleitung geht der Autor, Markus Sonntag, darauf ein, warum Arbeit für den Vollzug so wichtig zu sein scheint. Danach geht es dann in Kapitel eins ins Eingemachte, die Arbeit, eine Geschichte eines Konzepts, Erziehung durch Arbeit und das Lager als Gefängnis, ein historischer Überblick.

In Kapitel zwei wird dann die Entwicklung in der SBZ, sowjetischen Besatzungszone, und der DDR in die Betrachtungsweise eingezogen. Der Strafvollzug zwischen Okkupation und Aufbau des Sozialismus, die Staatsanwaltschaft, das MfS, Ministerium für Staatssicherheit, der Strafvollzug und die justiziellen Regelungen.

Und so geht es kapitelweise weiter. Es wäre mühselig, sie jetzt alle einzeln zusammenzufassen. Schaut Euch die Kapitel dann, ich denke sie sind recht aussagekräftig.

Es handelt sich hier eindeutig nicht um ein populärwissenschaftliches Werk, sondern eben um eine Dissertation. Dementsprechend schwer oder schwierig ist sie zu lesen, außer man ist Wissenschaftler. Aber das Thema war außergewöhnlich, ist sehr interessant und ich hatte vorher noch nie etwas davon gehört. Wer sich für dieses Thema interessiert, sollte das unbedingt bedenken.

Und ich für meinen Teil hoffe, dass ich bei der nächsten Bestellung eines Rezensionsexemplars etwas genauer hinschaue. :)

Übriges habe ich dazu auch ein YouTube Video gemacht, das ihr hier findet.


Original TitelDie Arbeitslager in der DDR
Medium Taschenbuch
Buch Genre Sachbuch
Erscheinungjahr2011
Verlag/LabelKlartext
AutorMarcus Sonntag
ISBN/Asin978-3-837-504-774
Seitenzahl407