Englische Krimiserie von 2021

Ich bin bekennender Death in Paradise Fan. Die Idee, einen Engländer im Anzug auf einer karibischen Insel ermitteln zu lassen, ist einfach großartig gewesen. Und Inspektor Poole, gespielt von Ben Miller, hat das wunderbar in den ersten drei Staffeln rüber gebracht.

Nun gibt es eine neue britische Krimiserie, die Professor T heißt. In dieser spielt Ben Miller den britischen Professor Jasper Tempes, der zwar genial aber auch neurotisch ist und an der Universität Cambridge lehrt. Eine ehemalige Studentin, Lisa Dinkers, die jetzt bei der Polizei arbeitet, zieht ihn zu schwierigen Krimifällen hinzu. Anfänglich sträubt er sich noch dagegen, aber dann lässt er sich auf diese ungewohnte Arbeit ein.

Die Charaktere sind alle wunderbar schräg. Jeder hatte seine kleinen Macken und privaten Geheimnisse. Die Sekretärin von Professor T scheint genau die gleichen Probleme zu haben wie er selbst. Der Hauptkommissar ist durch ein persönliches schreckliches Erlebnis zum Alkoholiker geworden. Ein Assistent und Kollege ist furchtbar verliebt in Lisa Dongkers, wirkt ansonsten recht normal. Und deren Chefin scheint wohl mal etwas mit dem Professor gehabt zu haben. Lisa Donkers selbst hat sie da auch ein kleines familiäres Problem.

Das Schöne an britischen Serien, sie haben Mut zur Normalität. Die beteiligten Charaktere kommen nie aus einer Schönheitsfarm, sondern aus dem wirklichen Leben. Das finde ich äußerst angenehm und macht das Schauen wunderbar. Aber nicht nur die skurrilen Angewohnheiten des Professors, sondern seine ausufernde Fantasie, sind das Besondere an dieser Serie. Denn wenn er eine Vision hat, wird das überaus fantasievoll dargestellt. Das Auditorium, vor dem er spricht, verwandelt sich plötzlich in eine Herde gackernder Hühner. Während er auf dem Dach zur Ruhe kommt, sieht er sich plötzlich mit seiner ehemaligen Geliebten Tango tanzen. Als er bei einer Kollegin ganz kräftig ins Fettnäpfchen tritt, tanzen plötzlich Cheerleader durch die heiligen Räume von Cambridge. Das alles macht die Serie sehr besonders. Und am Ende jeder Folge bekommt man einen solchen Aha-Effekt serviert, das man vom Sofa fällt.

Ben Miller, der den Professor spielt, kommt aus dem Comedy-Fach und erinnert einen in gewisser Weise an Inspektor Pool. Er hat ein wundervolles Timing und spielt den verschrobenen Professor wunderbar. Was noch hinzukommt, die deutsche Synchronstimme ist Bernd Vollbrecht, der in der Professor van Dusen Hörspielserie den Professor van Dusen spricht. Er hat also diese gewisse stereotype leicht hochnäsige Art zu reden, was wunderbar passt, auch wenn ich mir die Synchronstimme aus Death in Pradise gewünscht hätte. Im Original übrigens auch.

Auch alle anderen beteiligten Schauspieler, spielen ihre Rollen grandios. Es macht einfach unglaubliche Lust zuzuschauen und diese ganzen Merkwürdigkeiten zu erleben. Fast sind die Kriminalfälle dabei schon ein wenig zweitrangig.

Und während ich ein wenig recherchiert habe, muss ich feststellen, dass diese englische Krimiserie die Neuauflage einer deutschen Fernsehserie ist. Denn von 2016-2020 gab es bereits 16 Folgen einer deutschen Krimiserie, die ebenfalls Professor T. hieß. Hier spielte der Deutsche Matthias Matschke den Kriminalpsychologen Professor Jasper Thalheim, der genauso merkwürdig war wie der englische Prof. Temper. Sogar der Auftakt der 1. Folge ist der gleiche. Aber die englische Serie ist, gerade durch die Fantsy-Sequenzen, wesentlich abgedrehter und auch mutiger. Alles in allem bin ich begeistert, zeigt es doch wieder einmal das die Briten einen wunderbaren Humor und ein tolles Gefühl für abgedrehte Inszenierungen haben, die einen berühren und mitfiebern lassen.

Darsteller: Ben Miller, Emma Naomi, Barney White, Sarah Woodward, Juliet Aubrey, Andy Gathergood, Douglas Reith, Frances de La Tour.