Wenn Drachen Sachen machen
und andre Märchengeschichten
Drachen, die menscheln, Menschen, die Drachen sind, intelligente Insekten, furiose Finken und unglückliche Undinen sind die Protagonisten der oft schrägen Schleheckschen Märchengeschichten. Die Autorin »weiß, was sie mit Worten erreichen kann, und setzt ihre Ideen routiniert um« (scifinet.org-Rezension). Motive aus einer ganzen Palette klassischer und weniger bekannter Märchen werden in »Wenn Drachen Sachen machen« von Regina Schleheck angespielt. Der Band versammelt aber auch vollkommen originäre Erzählungen, die oft bittere Realität auf berührende Weise märchenhaft verpacken, etwa die eines »Sternenkinds« im Dritten Reich, einer minderjährigen Zwangsprostituierten oder den Nöten alleinerziehender Väter.
Wenn man jetzt eine typische Schlehecksche Kurzgeschichtensammlung erwartet, also z.B. merkwürdige Todesfälle wie in ihren Krimis, so täuscht man sich. Wir haben hier eine bunte Mischung aus allem, was diese Erzählerin sonst so ausbrüten kann.
In diesem Kurzgeschichten-Band sind 28 Welten erzählt, dazu ein Essay zum Wert eines Märchens und eine Bibliografie. Denn dieses Buch ist eine Sammlung aus dem Schaffenswerk der Autorin. In der Bibliografie wird aufgelistet, woher die einzelnen Geschichten stammen. Dabei ist der Essay ein bisher unveröffentlichter Beitrag zum Thema Märchen.
Das Inhaltsverzeichnis ist vorne im Buch, was ich sehr angenehm finde. Die Palette der Geschichten ist bunt gemischt, wie schon oben im Klappentext erwähnt. Dabei hat man den Eindruck, dass es mit normalen menschlichen Geschichten anfängt und je tiefer man in das Buch versinkt, desto abenteuerlicher und fantastischer werden sie. Dabei kommt nicht die “böse” Seite von Regina Schleheck zum Tragen, wie sie sie gerne in ihren Krimis frei lässt, sondern hier wird, durch das Mittel des Märchens und schön geschriebenen Geschichten, eine hintergründige Welt aufgebaut, die mit manchmal sanften Worten trotzdem einen Abgrund auftun. Sie ist dabei nie belehrend, sondern sie lässt den Inhalt der Geschichte wirken, was eine wesentlich bessere Wirkung beim Leser erzeugt, wie ich finde. So kann jeder seine eigenen Gedanken zum Thema machen. Wie erfrischend.
Regina Schlehecks Geschichten sind immer sehr gut lesbar und es kommt nie Langeweile auf. Nicht nur, weil es ein Band mit Kurzgeschichten ist, sondern weil der Schreibstil immer abwechslungsreich ist und es Spaß macht, auf den Seiten zu schmökern. Diesen Band nimmt man einfach gerne in die Hand. Die Schriftgröße hätte gerne ein Ticken größer sein können, aber das behindert den Lesefluss kaum. Außer, die Lesebrille funktioniert nicht mehr korrekt.
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und es hat Spaß gemacht, den Welten zu folgen, die die Autorin hier vor einem öffnet.