von Christian Gailus

Der Psychologe Steven Roberts leidet seit einem Unfall vor vier Jahren an partieller Amnesie: bis auf sein fachliches Wissen scheinen alle Erinnerungen verloren zu sein. Da entdeckt Roberts an sich eine bislang unbekannte Gabe: Durch die Augen seiner Patienten blickt er in ihre Seele und erhält dadurch Hinweise auf die Ursachen ihrer Ängste. Mit Unterstützung des Privatermittlers Hyde gelingt es Roberts, die oft jahrelangen Seelenqualen seiner Patienten zu überwinden.

Aber der Blick in die Innenwelten hat auch Schattenseiten: Je tiefer Roberts in fremde Psychen vordringt, desto mehr findet er über seine eigene verborgene Vergangenheit heraus, in der ein mysteriöser Mann namens Kyle eine zentrale Rolle spielt. Die Erinnerungen werden zu einer immer größeren Belastung und nicht alles, was der Psychologe über sein bisheriges Leben zu wissen glaubte, hält einer Überprüfung stand.

Je mehr der Psychologe in die Seele seiner Patienten eindringt, desto mehr verändert er sich auch selbst. Zu seiner Unterstützung ist damals seine Schwester, mit ihren beiden Kindern, zu ihm gezogen. Auch Ihnen fällt immer mehr auf, dass er sich stark zu verändern scheint. Der Zuhörer wird geschickt in eine bestimmte Richtung gelenkt, bis plötzlich eine Wendung eintritt, an die man vorher nicht gedacht hat. Und so ist nicht nur Steven Roberts verwirrt, sondern auch der Zuhörer weiß plötzlich nicht mehr an was er glauben soll.

Der Privatdetektiv Hyde, den Roberts angeheuert hat, ist auch eine sehr merkwürdige Figur. Bei ihm weiß man wirklich nie genau, wer ist und was er ist. Zudem ist die Namensgebung natürlich sehr geschichtsträchtig. Was für ein Spiel spielt er? Ist er nur der richtig gute Privatdetektiv oder doch noch etwas anderes?

Das Spiel mit diesen Unwägbarkeiten ist sehr geschickt ausgewählt. Die Produktion ganz hervorragend und die Sprecher machen einen wirklich tollen Job. In der Sprache Steven Roberts, gesprochen von Tobias Kluckert, spiegelt sich seine Verwirrung und Veränderungen ganz ausgezeichnet. Auch seine Schwester Ireen Lewis, gesprochen von Ulrike Sturzbecher, macht ihre Sache ganz ausgezeichnet. Ihr merkt man die tatsächliche, oder vielleicht auch gespielte, Verzweiflung über die Situation ihres Bruders deutlich an. Und auch Hyde, gesprochen von Wolfgang Bahro, ist sehr zurückgezogen und völlig undurchsichtig. An dieser Stelle hat der Regisseur wirklich hervorragende Arbeit geleistet.

Das Drehbuch von Christian Gailos lässt kaum Wünsche offen, die Produktion des Hörspiel Studio STIL und die Regie, Ton und Musik von Christian Hagitte und Simon Bertling sind ausgezeichnet. Auch bei der Produktion der Musik hat sich Sony Musik nicht Lumpen lassen, denn sie wurde extra komponiert und vom Berliner Filmorchester eingespielt. Auch die Box mit den einzelnen CDs der kompletten Staffel ist wertig gemacht und macht Lust auf mehr. Einzig zu bemängeln wäre vielleicht, dass an keiner Stelle in der Box Erwähnung findet, dass die Produktion von Europa ist. Insgesamt eine wirklich tolle Produktion, die für den Fan des psychologischen Krimis ein Muss ist.

Sprecher:

Dr. Steven Roberts: Tobis Kluckert
Hyde: Wolfgang Bahro
Ireen Lewis: Ulrike Stürzbecher
Claire Lewis: Katharina Hagitte
Dr. Julia Hill: Ranja Bonalana
Martin Anderson: Sebstian Kaufmane
Prof. Wakeman: Lutz Riedel


Typ Hörspiel
Medium CD
Erscheinungjahr2020
Verlag/LabelSony Music Family Entertainment
AutorChristian Gailus
ProduzentEuropa
RegieChristian Hagitte und Simon Bertling
MusikerChristian Hagitte und Simon Bertling
ISBN/AsinB08FSD4K1C
Lauflänge11 Std. 58 Min.