Star Trek - Das Filmereignis von Paramount Pictures
Ich bin ein Fan von Büchern zum Film. Jedenfalls dann wenn sie gut umgesetzt wurden. Normalerweise erfährt man dort nämlich das gewisse „mehr“, das in den Filmen nicht mehr untergebracht werden kann. Gedanken der Protagonisten, Gefühle, Hintergründe, warum sie dies oder jenes tun, weil sie einen gewissen Erfahrungshintergund haben und dergleichen mehr. All das eben, was einen Charakter oder den Hintergund einer Geschichte ausmacht, den man in einem Film nur kurz anreissen kann oder mit einem Satz versucht zu erklären, wenn man Glück hat. Das ist für mich der einzige Grund ein Buch zum Film zu kaufen.
Tja, was soll ich sagen. Alan Dean Foster ist sicher ein verdienter Mann, guter Schriftsteller und hat schon jede Menge SF-Literatur auf den Markt geworfen. Und er hat auch schon einige Titel zum Star Trek Universum und anderen Filmen beigetragen. Pale Rider, Outland, Dark Star oder die Alien-Reihe. Aber das Buch zum neuen Star Trek Film, der ja gnadenlos mit dem bekannten Universum bricht um sich in neue Gefilde aufzumachen, ist, gelinde gesagt, eine glatte Enttäuschung. Nicht das es schlecht erzählt wäre, oder logische Fehler (die er ja zwangsweise auch aus dem Film übernehmen musste) in der Story hätte, aber es ist einfach nur eine Nacherzählung der Handlung, die praktisch kein Fleisch auf den Rippen hat. In der amerikanischen Werbung gab es einmal einen Spot, wo drei alte Damen einen Burger der Konkurrenz untersuchten. Und eine der Damen fragte ganz enmpört: „Where ist the beaf?“ Das muss man auch ganz klar zu diesem Filmbuch sagen: Wo ist das Fleisch?
Gut, machen wir einen kurzen Ausflug zum Inhalt, für diejenigen die den Film noch nicht gesehen haben. Ein Romulaner kommt aus der Zukunft in die Vergangenheit, um die Vernichtung seiner Welt (wohlgemerkt in der Zukunft) an der Person zu rächen, die seiner Meinung nach dafür verantwortlich ist. Spock! Gleichzeitig ist genau das der Geburtstermin von Kirk. Durch die Anwesenheit des Romulaner hat sich aber schon die Zeitlinie verändert und alles ist anders als gewohnt. Der junge Kirk wird zum Rabauken und kann nur durch den berühmten Captain Pike dazu gebracht werden auf die Akademie zu gehen. Dann taucht der Romulaner wieder auf und die Kadetten müssen das Universum retten (habe ich schon mal erwähnt das mir diese ganze Universumsretterei in Star Trek mächtig auf den Zeiger geht?). Dabei muss sich erweisen ob die zusammengewürfelte Crew aus altbekannten Namen, neuen Gesichtern und einer anderen Zeitlinie durch die Geschehnisse zusammengeschweißt werden. Wie die Story ausgeht ist unzweifelhaft klar und braucht nicht näher erläutert zu werden.
Wenn man ein Buch zu einem Film verfasst, dann kann man nicht einfach nur das Drehbuch als Roman umsetzen, sondern muss den einzelnen Charakteren und der Handlung Tiefe verleihen, Vielschichtigkeit, die einen Menschen ausmachen. Gerade in einer Story die sich besonders stark auf Kirk und Spock konzentriert, hätte man das wunderbar umsetzen können. Wenn ich mir vorstelle wie die gegensätzlichen Gedanken-Welten vor dem Leser hätten ausgebreitet werden können, welche ein Potential das hätte haben können. Aber Mister Foster hat diese Chance ungenutzt, ausgelassen, übersehen. Wie traurig!
Im gesamten Buch, grob geschätzt, gibt es vielleicht drei oder vier Szenen, die von diesem „mehr“ einen Hauch aufglühen lassen. Mehr aber auch nicht. Nicht einmal die Geschichte wie Pille zu seinem Namen kam, befindet sich in dem Buch. Und gerade die deutschen Leser hätte sich das gewünscht, denn immerhin hat die Synchro es geschafft dies für den Film durchzusetzen. OK, das hat primär jetzt nichts mit der Umsetzung durch Herrn Foster zu tun, sondern liegt am Übersetzer. Vielleicht tue ich Frau Döpke auch Unrecht und sie durfte das nicht erwähnen, aber es hat mich schon etwas traurig gemacht. Aber dieses „weglassen“ zieht sich durch das ganze Buch. Man denke nur an die Szene im Turbolift, als sich Uhura von Spock verabschiedet, da hätte man so viel draus machen können, den Leser mit auf eine Berg- und Talfahrt der Gefühle nehmen können, aber nichts dergleichen geschieht. Nach der Lektüre schleicht sich das Gefühl ein, eine simple Nacherzählung eines Filmes gelesen zu haben, den auch jeder halbwegs begabte Schreiber hätte verfassen können. Dazu hätte es keines großen Namens bedürft. Und wenn ich ganz gemein sein möchte: Bin ich froh das ich kein Geld dafür ausgegeben habe.