Geschichte der DDR - 1949-1990
In meiner kleinen Reihe zu Büchern über und mit der DDR, kommen wir heute zu Ulrich Mählerts »Geschichte der DDR, 1949-1990«. Auch dieser schmale Band, mit 100 Seiten, kommt von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen. Auch hier gilt wieder, auch Leute die nicht in Thüringen wohnen, können dieses Buch für reine Versandkosten erhalten.
In zehn Kapiteln blättert der Autor die Geschichte der DDR auf, von ihren Anfängen 1945 bis zu ihrem Ende 1990. Warum schreibe ich 1945, ist im Titel doch die 1949 angegeben? 1945 war der II. Weltkrieg zu Ende und Deutschland aufgeteilt. 1949 wurde die DDR offiziell gegründet.
Im Klappentext heißt es: Am 3. Oktober 1990 hörte die DDR auf zu existieren. Ulrich Mählert skizziert die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen von 1949 bis zum Ende der DDR. Dabei werden die einzelnen Ereignisse, historische Perioden und die sie prägenden Persönlichkeiten dargestellt. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Darstellung des Herrschaftssystems und dessen politische Ausgestaltung. Sie erhalten hier einen guten und schnellen Überblick über die DDR-Geschichte.
Ursprünglich hatten die politisch Verantwortlichen die Vereinigung Deutschlands gesucht, natürlich unter kommunistischer Vorherrschaft. Als aber die BRD offiziell gegründet wurde, kam der Osten in Zugzwang und mit der Zeit veränderte sich dieses Ansinnen in Gegenteil. »Lieber das halbe Deutschland ganz, als das ganze Deutschland halb. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Weststaatsbildung in großer Übereinstimmung mit der betroffenen Bevölkerung erfolgte. Im Osten war dies nicht der Fall.«, schreibt Ulrich Mählert.
»Unter Ausschluss der Öffentlichkeit zeigte sich das wahre Demokratieverständnis der SED-Führung. Als der SED-Parteivorstand Anfang Oktober zusammentrat, um die Gründungsvorbereitungen für den ersten "Arbeiter-Bauern-Staat" abzusegnen, tönte der Parteipropagandist Gerhard Eisler: "…wenn wir eine Regierung gründen, geben wir sie niemals wieder auf, weder durch Wahlen noch andere Methoden". "Das haben einige noch nicht verstanden", lautete Ulbrichts lapidarer Kommentar dazu.«
Und so führten die Genossen der SED die DDR in eine kommunistische Diktatur. Zwischendurch gab es immer wieder Zeiten der Entspannung, die aber nie lange genug hielten. Weil die Machthaber der Meinung waren, sie müssen unbedingt mit dem Westen mithalten, führten sie durch Misswirtschaft, Planwirtschaft und Mangelverwaltung, das Land in den Ruin. Aufbegehren der Bevölkerung wurde durch sowjetische Panzer niedergewalzt und die eigene Bevölkerung wurde über die Stasi fast lückenlos überwacht. Mit dem Spruch „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“, errichtete der Staat genau diese rund um das Land, um das ausbluten in den Westen rigoros zu unterbinden.
Um die begehrten West Devisen zu erhalten, musste sich das Land aber irgendwann dem Westen öffnen. Hier wollte die SED natürlich die Hand über allem halten, was natürlich nicht praktikabel war. Das wird wunderbar in Peter Pragals "Störenfriede" erzählt.
Im Jahr 1966, als die "Große Koalition" in der BRD an die Regierung kam, tauten die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten ein wenig auf. Aus Angst, der große Bruder könnte etwas dagegen haben, wurde im Jahre 1974 eine Verfassungsänderung in der DDR durchgeführt. Aus »Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat deutscher Nation« wurde »Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern«. Und im Artikel 6 erklärten sie, sie sei fortan für immer und unwiderruflich mit der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken verbündet.
Aber die Annäherung schritt weiter fort:
1971: Transitabkommen mit der BRD
1972: Verkehrsvertrag
1972: Grundlagenvertrag.
Sie gingen von dem Grundsatz aus, dass die Hoheitsgewalt jedes der beiden Staaten sich auf sein Staatsgebiet beschränkt. Sie respektieren die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit jedes der beiden Staaten in seinen inneren und äußeren Angelegenheiten. Für die Bundesrepublik bedeutete dies jedoch ausdrücklich weder den Verzicht auf die im Grundgesetz geforderte Wiedervereinigung der beiden Teile Deutschlands noch wurde die Frage der Staatsangehörigkeit geklärt. Allerdings legten beide Staaten das jeweils ein wenig anders aus.
1974: Eröffnung der bundesdeutschen Vertretung in Ost-Berlin
Als in den Achtzigerjahren in der Sowjetunion Glasnost (Transparenz) und Perestroika (Umgestaltung) auf die Tagesordnung kamen, schaltete die SED-Führung auf stur. Annäherung ja, aber mehr auch bitte nicht. Aber durch die Aufweichung der Ost-West Beziehungen hatten die Bürger nach fast 40 Jahren endlich genug von ihrer Regierung. Es begannen die berühmten Montagsdemonstrationen, die schlussendlich zur friedlichen Revolution in der DDR führten und zur ersten und einzigen freien Wahl.
Am 21. Juni 1990 erklärten die beiden deutschen Parlamente in einer gleichlautenden Entschließung die Unverletzlichkeit der polnischen Westgrenze. Am 16. Juli verkündeten Michail Gorbatschow und Helmut Kohl vor der Presse die Zustimmung der Sowjets zur NATO-Mitgliedschaft Deutschlands. Mit der Unterzeichnung des 2+4-Vertrages am 12. September erhielt Deutschland seine staatliche Souveränität zurück. Der Weg zur Wiedervereinigung war frei.
Auch dieses schmale Büchlein ist wieder von ausgezeichneter Papierqualität mit einem guten Druck, der sich gut lesen lässt. Die einzelnen Kapitel und Unterkapitel hätte man gerne noch nummerieren können. Der Autor führt unaufgeregt durch die Geschichte der DDR. Dabei ist das Buch immer wieder mit Fotos Versehen, die den Text auflockern. Wer sich kurz, knapp und gut über die Geschichte der DDR informieren möchte, der ist hier, nur mit Versandkosten, wirklich sehr gut bedient.