Mörderisches Bergisches Land
Regina Schleck ist bekannt für ihre abstrusen, verrückten und manchmal völlig durchgedrehten Mordfälle. Ihr Buch „Mörderisches Bergisches Land“ ist da ein klein wenig anders, genauso abstrus und völlig durchgedreht verrückt und immer unterhaltsamen, aber hier nicht mit ständigen Morden, sondern auch erfrischend anders.
Schieferwände und von Schluchten durchzogenes Gelände. Kriegspfade und Pilgerwege. Wiege des Neandertalers wie weltweiter Innovationen. Touristenmagnet zwischen Natur und Industriekultur: Das Bergische Land war und ist nichts für Bequeme, sondern Bewährungsort für Bauern, Businessmenschen und natürlich Biker. Das Konfliktpotenzial dieser Region der Gegensätze führt Regina Schleheck, gebürtig und ansässig im Bergischen, in 11 Kurzgeschichten zu krimineller Blüte.
Das reicht von einer Pommesbude und einem genervten Arzt im Ruhestand (war das jetzt ein Mord oder ein Unfall? Und wenn ja, wer war der Täter?), über eine Außendienstmitarbeiterin, die seit Jahren nach jemanden sucht, dem sie es heimzahlen kann, oder mal aus einem völlig anderen Blickwinkel, nämlich dem einer Maus. Das ist reichhaltig, abwechslungsreich und immer unheimlich unterhaltsam. Als Leser kann man sich den Gefühlen und Beweggründen der Protagonisten jederzeit anschließen und sie miterleben. Das zieht einen direkt hinein in diese Geschichten.
Innerhalb der einzelnen Stories sind immer Zahlen eingetragen, die auf die genannten Freizeittipps hinweisen. Dabei sind sie innerhalb der Storys chronologisch. Nach dem Ende kommt dann ein Abschnitt, der die Örtlichkeiten beschreibt, die in der Geschichte Handlungsorte waren. Z.B. »Er dachte an die Strecke im Odenthal (10).« auf Seite 11. Auf Seite 35 befindet sich dann die Nummer (10) die dem Leser Odenthal näher bringt. Dabei sind diese Hauptstränge (Hauptort), mit vielen Untersträngen (Örtlichkeiten) versehen, die in anderen Kurzgeschichten noch eine Rolle spielen. Ich muss zugeben, dass ich die Sortierung erst jetzt, beim Schreiben der Rezension, verstanden habe.
Man braucht also nur im Text darauf zu achten ob von einem Hauptort, z.B. Odenthal, gesprochen wird, oder von einer Örtlichkeit, Waldlehrpfad, Denkmal, etc., und schon findet man sich zurecht. Schön wäre es noch gewesen, wenn im Buch irgendwo eine Erklärung dazu gestanden hätte. Schön wäre es auch gewesen, wenn der Rezensent seine Notizen, die er ins Buch gelegt hatte, so geschrieben hätte, das er sie später auch noch selbst verstanden hätte. Nun ja …
Jetzt wo die Inzidenzzahlen stark gesunken sind, ist es vielleicht wieder die Möglichkeit, sich einmal im schönen Bergischen Land umzuschauen und die Orte des Geschehens mit eigenen Augen zu sehen, und in Gedanken die Ereignisse noch einmal vor dem inneren Auge vorbeilaufen zu lassen, während man beispielsweise an einer gewissen Pommesbude steht. Da bekommt man doch als Leser direkt Lust sich auf den Weg zu machen, natürlich nicht bevor man die nächste Kurzgeschichte genossen hat.
Regina Schlehecks Biografie hat in ihrer Bibliografie Niederschlag gefunden. In der Bergischen Metropole Wuppertal geboren, in Köln aufgewachsen, lebt die hauptberufliche Oberstudienrätin, freiberufliche Autorin, Herausgeberin und Referentin sowie fünffache Mutter heute in Leverkusen an der Grenze von Rheinland und Bergischem Land. Seit 2002 veröffentlicht sie Kurzgeschichten, Erzählungen, Romane, Hörspiele und mehr, wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Phantastik Preis sowie dem Friedrich-Glauser-Preis in der Sparte Kurzkrimi. Mit dem „Mörderischen Bergischen Land“ legt sie nun den vierten Krimi-Band im Gmeiner Verlag vor, jeder davon mit eigenem biografisch begründeten regionalen Schwerpunkt.