von Michael Peinkofer
rezensiert von Oda Plein

„An den Ufern des Styx“, das dritte Buch um die junge Archäologin Sarah Kincaid, ein historischer Roman, der im Jahr 1884 spielt.

Sarah Kincaid, ungewöhnlich gebildet und emanzipiert für ihre Zeit, möchte nach den vielen schrecklichen Ereignissen und Verlusten, die sie in der Vergangenheit erlitten hat, endlich zur Ruhe kommen. An ihrer Seite ihr Geliebter Kamal. Doch ihre Gegner sind nicht besiegt und stehen ihr plötzlich mächtiger wie nie zuvor gegenüber.

„An den Ufern des Styx“ hat zu den historischen, sowohl mystische, wie fantastische Elemente, was das Lesevergnügen nicht verringert, aber für entsprechende LeserInnen irreführend sein kann, zumindest wenn sie unter einem historischen Roman eine geschichtlich belegte Erzählung verstehen.

Die Protagonistin erlebt in diesem Buch soviel Druck, Verlust und Angst, dass sie im Grunde einfach aufgeben müsste. Doch Sarah ist eine besondere Frau, sie klammert sich an ihre Vorstellung, an ihre Ziele und vor allem an sich selbst. Deswegen hält sie alle Belastungen durch, wenn auch nicht ohne seelische und körperliche Verletzungen und versucht bis zum Ende ihren Geliebten zu retten, der heimtückisch vergiftet wurde. Sie macht sich auf eine lange Reise, quer durch die Welt und stellt ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse nach Ruhe, Liebe und Geborgenheit in den Hintergrund, um Kamal nicht zu verlieren.

Michael Peinkofer schreibt spannend, fesselnd und trotz Liebesgeschichte überhaupt nicht kitschig. Sein Schreibstil versetzt die Leserinnen einfach und effektiv in die damalige Zeit und ist dabei so flüssig, dass man der Story jederzeit folgen kann. Ab und an wechselt er aus der Erzählerperspektive in die Ich-Form der Protagonistin und die Leserinnen werden in Sarahs persönliches Tagebuch versetzt. Diese kurzen Passagen schaffen Nähe zur Protagonistin, dienen aber auch auf geschickte Weise dazu den Roman auf zeitlicher Ebene zu straffen. Gerade an diesen Tagebucheinträgen erkennt man, dass Sarah keineswegs ein dummes Frauchen ist. Sie ist für ihre Zeit eine fortschrittliche Frau mit Abenteuergeist und vielen Erfahrungen, die sie geprägt haben. Sie zeigt Mut und Unabhängigkeit genauso wie eine gewisse Naivität. So vertraut sie auch immer wieder Menschen, ohne diese vorher ernsthaft zu prüfen.

Die Rezensentin kannte die vorangegangenen Teile, „Die Flamme von Pharos“ und „Der Schatten von Toth“ nicht. Die Rückblicke auf die Vorgeschichte sind aber in „An den Ufern des Styx“ ausreichend, nicht übertrieben und geben alle Informationen, die die LeserInnen brauchen, um dieses Buch ohne Vorkenntnisse zu genießen. Zudem verraten sie nur soviel, dass das Interesse an den vorherigen Teilen geweckt wird. Diese werden im Nachhinein vermutlich nicht mehr ganz so spannend, wenn man zuerst den dritten Teil gelesen hat. Es wäre schön, wenn der Verlag deutlicher darauf hinweisen würde, dass es sich um mehrere Teile einer Reihe handelt.

Um Kamal zu retten muss sich Sarah auf eine gefährliche Reise begeben und etwas finden, das eigentlich nur eine Legende ist. Dabei wird sie von engen Vertrauten verraten, von alten Feinden zutiefst verunsichert und muss immer wieder um ihr Leben fürchten. Spannung ist in dieser Geschichte garantiert. Ebenso, wie die Schauplätze interessant ausgesucht und beschrieben sind. Das alte Prag, die Türkei, England. Schauplätze und Legenden erwachen in dieser Geschichte zum Leben.

„Am Ufer des Styx“ ist nicht nur für weibliche Leserinnen geeignet. Spannung und Aktion sind reichlich vorhanden und auch männliche Krimi- bzw. Mysteryfans kommen hier mit Sicherheit auf ihre Kosten. Die deutlich erkennbaren Spannungsbögen werden vom Autor gut genutzt, laufen immer wieder in kurze Entspannungsphase, in denen die LeserInnen in Ruhe verarbeiten können. Die historischen Aspekte, wie zum Beispiel das damalige Prag, die jüdische Legende sind gut aufgearbeitet und in die Story integriert.

In diesem Fall war das Rezensionsexemplar ein Ebook. Das Schriftbild ist angenehm, das Cover deutlich und stimmungsvoll.

Fans von beendeten Plotfäden müssen sich darauf einstellen auch den vierten Teil der Reihe zu lesen. „Am Ufer des Styx“ hat noch einige offene Fragen welche dann in „Das Licht von Shambala“ beantwortet werden.

Das besprochene Ebook ist übrigens 2010 erschienen, das Taschenbuch im Jahr 2009.

Fazit: Eine tolle Geschichte, mit Anspruch und Spannung gleichermaßen.


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Buch Genre Roman
Erscheinungjahr2010
Verlag/LabelBastei Lübbe
AutorMichael Peinkofer
ISBN/Asin978-3-8387-0336-7